Die richtige Textsorte hilft: Texte schnell schreiben und überarbeiten

Die richtige Textsorte – das klingt so nach Deutschunterricht und Erörterung. Nicht sehr sexy, oder? Um dröge Erörterungen soll es hier aber gar nicht gehen. Denn mal ehrlich: Hat die irgendjemand außerhalb von Schulgebäuden noch mal gebraucht? In diesem Blog-Beitrag möchte ich eine Lanze brechen für die richtige Textsorte. Denn mit der schreiben und überarbeiten wir Text viel schneller. Wie das geht? Einfach weiterlesen!

Die halbe Miete

In meinen Workshops zum Schreiben und Lektorieren von Texten sage ich immer: „Wenn Sie sich mit Textsorten auskennen, ist das die halbe Miete.“ Das stimmt auch. Denn die Textsorte bestimmt maßgeblich über

  • den Gebrauchszusammenhang,
  • das Lesepublikum,
  • die Art der inhaltlichen Gliederung und
  • die optische Aufbereitung.

Mehr noch:

Die Textsorte bestimmt über den angemessenen Stil.

Die halbe Miete ist die Wahl der richtigen Textsorte deshalb, weil Sie dann von vornherein wissen, welcher Stil passend ist, was der ganze Text eigentlich soll und an wen er sich richtet. Sogar, wie er aufgebaut sein und aussehen sollte, können Sie beurteilen.

Das klingt gut, oder? Ich finde, da lohnt es sich, sich mit Textsorten auseinanderzusetzen. Sei es für das eigene Schreiben oder für das Lektorat.

Stil und Gebrauchszusammenhang

Mit Gebrauchszusammenhang ist Folgendes gemeint: Mit welcher Absicht wird der Text gelesen? Einen Roman beispielsweise lesen wir in der Regel zur Unterhaltung. Eine Bedienungsanleitung hingegen – das Wort verrät es schon – zur Anleitung. Das sind ziemlich verschiedene Szenarien. Ich hatte zwar mal einen entfernten Onkel über drei Ecken, der Logarithmustabellen zur Entspannung las, aber der ist wirklich die Ausnahme.

Der Gebrauchszusammenhang geht mit einer Erwartungshaltung an den Text einher. Wenn ich ein Kuchenrezept suche, möchte ich das nicht in Gedichtform bekommen. Das wäre mir zu umständlich. Lieber will ich präzise Mengenangaben und eine Schritt-für-Schritt-Anweisung in knapper und leicht verständlicher Form.

Damit sind wir beim Stil. Denn guter Stil hängt vor allem von der Textsorte ab. Was beim Gedicht ganz wunderbar sein kann (rätselhafte, fantasievolle und interpretationsbedürftige Sprache), wäre beim Backrezept sehr unpassend.

Sie sehen also: Die Textsorte entscheidet über den Stil. Damit wissen Sie beim Schreiben und beim Überarbeiten, was angemessen wäre, und können hier viel leichter eine Entscheidung fällen.

Stil und Lesepublikum

Kein Text funktioniert ohne Publikum. Gute Texterinnen und Texter wissen genau, für wen sie schreiben. Deshalb sollte mit der Wahl des Publikums auch direkt die Wahl der richtigen Textsorte stattfinden.

Wollen Sie beispielsweise ein Sachbuch für Kinder veröffentlichen, dann ist eine wissenschaftliche Abhandlung eher nicht das Passende. Sachbuch ja, aber eben für Kinder. Das unterscheidet sich natürlich auch in den Inhalten vom Buch für Erwachsene. Darauf will ich aber nicht hinaus. Ein Sachbuch für Kinder hat auch einen eigenen Stil. So benötigen Kinder wenige Fremdwörter, dafür viele lebensnahe Beispiele. Die Sätze sollten möglichst kurz sein und wenige Nebensätze enthalten. Es gibt noch weitere Stilkriterien, die Sie sicher selbst herausfinden, wenn Sie mit wachem Auge so ein Buch anschauen.

Textsorte und Gliederung

Einen roten Faden sollten alle Texte haben. Wie der aber durch den Text leitet und nach welchem Prinzip die Inhalte gegliedert werden, das ist sehr unterschiedlich. Wie Sie hier am besten vorgehen, verrät Ihnen – na, was glauben Sie? – die Textsorte!

Ein guter Krimi zum Beispiel arbeitet oft mit Rückblenden. Wir springen als Lesende in den Zeitebenen und haben so den ermittelnden Protagonisten meistens einen Hauch an Wissen voraus. Dabei werden die wesentlichen Informationen (wer hat wen warum umgebracht) erst ganz am Ende verraten.

Eine gute Pressemitteilung hingegen arbeitet ganz anders. Würde ich hier das Wesentliche erst am Ende verraten, würde kein Mensch sie lesen. Pressemitteilungen sind nach der umgekehrten Pyramide gegliedert. Das Wichtigste steht ganz am Anfang, dann kommen nach und nach die weiteren Informationen. Das Unwichtigste steht am Schluss. So haben die Mitarbeitenden in den Redaktionen die Möglichkeit, die Pressemitteilung von hinten weg auf Zeile zu bringen. Zumindest in der Theorie. Die Praxis sieht oft etwas anders aus.

Textsorte und optische Aufbereitung

Zu guter Letzt bestimmt die Textsorte auch über die optische Aufbereitung. Zumindest bis zu einem gewissen Grad. Um zwei Beispiele zu vergleichen: Eine wissenschaftliche Arbeit hat viele Unterkapitel, Fußnoten und Anhänge. Ein Roman hat all das in der Regel nicht.

Wenn Sie die richtige Textsorte gewählt haben, ist somit auch im Hinblick auf das Layout einiges bereits entschieden.

Effizient mit der richtigen Textsorte

Kurz: Es hilft ungemein, sich mit Textsorten auszukennen. Denn noch bevor Sie ein Wort geschrieben oder lektoriert haben, haben Sie sehr viele Informationen über den Text gesammelt. Sie wissen Wichtiges über den angemessenen Stil, den Gebrauchszusammenhang, das Publikum und über die Optik. Da lohnt sich ein Blick auf die Textsorten doch, oder etwa nicht?

Übrigens: Wenn Sie mehr darüber wissen wollen oder sich nicht ganz sattelfest fühlen: Ich biete einen Workshop zu Textsorten an. Der nächste Termin ist im September. Kommen Sie doch vorbei! Es ist online.

Wann und warum haben Sie sich das letzte Mal mit Textsorten befasst? Verraten Sie es mir im Kommentar!

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