Im Text sind Verben meistens besser als Substantive. Das ist bekannt. Aber wie finde ich gute Verben? Verben, die keine Allerweltswörter sind, wie „gehen“ eines ist. Wie erzeuge ich Bilder im Kopf ? Ganz klar: durch Übung.
Beispiel: Gehen
„Gehen“ ist so ein Allerweltswort. Jeder weiß, was gemeint ist. Es ist also verständlich. Das reicht aber nicht für gute Texte. Wir wollen auch unterhalten werden. Das Lesen soll Freude machen. Das erreichen wir durch anschauliche Sprache, die Bilder im Kopf erzeugt. Das Wort „gehen“ kann das nicht leisten. Es ist zu blass.
Er ging zur Tür.
Das ist ein ganz einfacher Satz. In bestimmten Kontexten hat er so in seiner Schlichtheit sicher auch seine Berechtigung. Aber schauen Sie mal jetzt:
Er eilte zur Tür.
Oder gar:
Er hastete zur Tür.
Vielleicht sogar:
Er stürzte zur Tür.
Da hat es jemand eilig. Wie eilig, machen die Bedeutungsnuancen der verschiedenen Synonyme für „gehen“ klar. Eilen ist weniger dringend als stürzen.
Das Tolle daran: Sie sparen dadurch Adjektive ein. Denn die genaue Bedeutungsvariante steckt schon im Verb. Da brauchen Sie keine weiteren Zusätze. Mit „gehen“ allein würden Sie das nicht schaffen. Da müsste der Satz schon lauten: Er ging hastig zur Tür.
Der Text wird also insgesamt ein wenig kürzer. Der Satz dadurch präziser. Und Sie steuern genau, welchen Eindruck Sie beim Leser erzeugen möchten.
Verben als Charaktereigenschaft
Die gezielte Wahl des passenden und anschaulichen Verbs hilft Ihnen auch dabei, Personen zu beschreiben oder sogar zu charakterisieren.
Vergleichen Sie die folgenden Sätze, gibt es einen Unterschied zwischen den drei Männern:
Er ging die Straße hinunter zum Bäcker.
Er schlurfte die Straße hinunter zum Bäcker.
Er marschierte die Straße hinunter zum Bäcker.
Mann 3 würde ich auf dem Weg zum Bäcker nicht in die Quere kommen, der ist ziemlich zielstrebig!
Sie sehen: Solche Effekte erzielen Sie mit anschaulichen Verben. Nutzen Sie das aktiv für Ihre Texte.
Anschauliches Schreiben üben
Wie immer beim Schreiben macht Übung den Meister. Deshalb ist kreatives Schreiben so nützlich für jede Art von Schreiben. Gerade unter Zeitdruck ist es manchmal nicht leicht, Synonyme zu finden. Deshalb ist es sinnvoll, Synonyme wie Vokabeln zu üben, wenn Sie gerade nicht unter Druck stehen.
Das geht überall. Beim Espresso im Straßencafé schauen Sie gern den Passanten beim Stadtbummel zu? Wunderbar! Beschreiben Sie doch mal den Gang der Menschen so genau wie möglich. Oder, wenn Sie die Kaffeepause nicht mit Übungen verbringen möchten: Schreiben Sie in drei Minuten so viele Synonyme für „gehen“ auf einen Zettel, wie Ihnen einfallen.
Wie finden Sie Synonyme? Und welche fallen Ihnen für „gehen“ ein? Verraten Sie es im Kommentar!
Hallo Frau Doerr, Ihr Blog gefällt mir, und ich freue mich schon auf viele weitere Tipps.
Vielleicht sehen wir uns auch mal wieder bei einem Ihrer Seminare.
Viele Grüße!
Caroline W.
Liebe Frau Wieland, vielen Dank für das schöne Lob!
Hallo Frau Doerr,
vielen Dank für diesen neuen Blog (oder heißt es tatsächlich das Blog???).
Ich arbeite freiberuflich als Übersetzerin und kann gerade solche Wortfindungen, Synonyme usw. sehr gut gebrauchen.
Ich freue mich auf viele neue Anregungen.
Viele Grüße
Andrea W.
Liebe Frau Wurth,
wie schön, dass Sie hier interessanten Lesestoff finden! Gerne greife ich auch konkrete Fragen und Themen auf. Also schreiben Sie gern!
Und: Der Duden lässt beides zu – der und das Blog. 😉