Honorarkalkulation im Lektorat: So geht fair und angemessen

Die Honorarkalkulation im Lektorat entscheidet maßgeblich über den unternehmerischen Erfolg. Dabei sollte das Honorar vor allem fair sein – der Kundschaft gegenüber, aber auch mir selbst gegenüber. Ein angemessenes Honorar stellt sicher, dass ich von meiner Arbeit gut leben und für den Ruhestand vorsorgen kann. Es gibt verschiedene Wege, das zu erreichen und angemessene Honorare zu kalkulieren. Hier stelle ich meine Vorgehensweise vor, mit der ich gute Erfahrungen mache.

3 zentrale Rechengrößen

Es gibt üblicherweise drei zentrale Faktoren, die für die Honorarkalkulation im Lektorat relevant sind:

  • Probelektorat
  • Normseite
  • Stundensatz

Auf alle werde ich im Folgenden eingehen. Der Vollständigkeit halber sei gesagt, dass weitere Faktoren ebenfalls eine Rolle spielen. Die Berufserfahrung zum Beispiel, besonderes Fachwissen, das für die verlässliche Bearbeitung relevant ist, besondere Zuschläge für Wochenendarbeit oder Ähnliches und noch einige andere Faktoren. Hier beschränke ich mich aber auf die Vorstellung des Grundgerüstes der Honorarkalkulation.

Das Probelektorat: Die eigene Geschwindigkeit bestimmen

Im Lektorat wird regelmäßig nach Probelektoraten gefragt. Wie damit umzugehen ist, muss man selbst entscheiden. Meine Haltung ist klar: Ich fertige sie nicht gratis an. Trotzdem empfehle ich Probelektorate, besonders zu Beginn der Selbstständigkeit, wenn die Honorarkalkulation noch schwerfällt. Warum?

Mithilfe des Probelektorats kann man sein eigenes Tempo feststellen und man entwickelt ein Gefühl dafür, wie lange man für das Lektorat von Texten in einer bestimmten Qualität benötigt. Jeder Text ist ja anders und wir alle arbeiten auch unterschiedlich schnell. Ein Probelektorat hilft dabei, die eigene Geschwindigkeit für ein bestimmtes Manuskript realistisch einzuschätzen. Einfach drei, vier Normseiten lektorieren und die Zeit stoppen. Das Ganze dann auf das Gesamtmanuskript hochrechnen und schon hat man eine ungefähre Vorstellung vom Arbeitsaufwand.

Übrigens sollte man sich immer eine Leseprobe geben lassen, um einen Eindruck von der Qualität des Textes zu erhalten – Probelektorat hin oder her.

Die Normseite: Einheitliche Berechnungsgrundlage

Eben tauchte schon der Begriff Normseite auf – ebenfalls zentral für die Honorarkalkulation im Lektorat. Die Normseite ist, anders als ihr Name nahelegt, nicht genormt. Der Verband der Freien Lektorinnen und Lektoren definiert eine Normseite als 1.500 Zeichen inklusive Leerzeichen. Da der VFLL der maßgebliche Berufsverband für das Lektorat ist, folge ich dieser Definition.

Es gibt die Normseite, um den Umfang von Manuskripten vergleichbar zu machen. Schriftgrößen und Bildanteile variieren, Seitenzahlen sind also keine gute Angabe, um den Umfang eines Manuskripts einzuschätzen. Jedes Manuskript sollte in Normseiten umgerechnet werden. Das geht ganz einfach mit dieser Formel:

Gesamtzeichenzahl ÷ 1.500 = Anzahl der Normseiten

Der Stundensatz: Solide Basis für die Kalkulation

Der Stundensatz ist das Herzstück meiner Honorarkalkulation. Ich habe ihn so angesetzt, dass er meine laufenden Kosten deckt, mir eine gute Altersvorsorge ermöglicht und ich außerdem Steuern, Versicherungen, Urlaube, Krankheitsfälle und bis zu einem gewissen Grad auch Unvorhergesehenes bezahlen kann. Ein zu niedrig angesetzter Stundensatz ist langfristig existenzgefährdend.

Um den angemessenen Stundensatz zu berechnen, ist es sinnvoll, die eigenen Kosten zu kennen. Ich habe mir das wirklich mal alles recht detailliert aufgeschrieben.

Die Berechnung des Honorars

Nun sind alle Informationen beisammen: Ich kenne den Umfang des Manuskripts in Normseiten, ich weiß, wie viele Normseiten ich in dieser Qualität pro Stunde schaffe und ich kenne meinen Stundensatz. Um nun das Honorar zu berechnen, wende ich diese einfache Formel an:

(Normseitenanzahl ÷ Seiten pro Stunde) × Stundensatz = Gesamthonorar

Realistisch kalkulieren und erfolgreich sein

Mit einem angemessenen Honorar bestreite ich nicht nur mein Leben während der Arbeitszeit, sondern ich sorge auch für das Alter vor. Ich bin überzeugt: Wer seine Honorare dauerhaft zu niedrig ansetzt, betreibt Raubbau an der eigenen Gesundheit. Irgendwann wird auch die Qualität des Lektorats darunter leiden und die Kundschaft wegbleiben. Zu niedrige Honorare sind also in mehrfacher Hinsicht keine gute Idee. Mit angemessener Bezahlung kann ich mir Erholungszeiten gönnen, mich im Krankheitsfall auskurieren und die nötige Zeit für jedes Projekt aufwenden. Die Qualität stimmt dauerhaft und ich bleibe gesund.

Alternative Modelle der Honorarkalkulation

Ich mache sehr gute Erfahrungen mit dieser Art der Honorarkalkulation im Lektorat. Meine Vorgehensweise ist aber nur eine Möglichkeit. Es gibt viele weitere Modelle, die je nach Projekt und Kundschaft sinnvoll sein können. Manche Lektor*innen arbeiten mit Pauschalpreisen, bei denen sie vorab einen Festpreis für das gesamte Manuskript festlegen. Andere rechnen auf Basis von Normseitenpreisen ab. Wieder andere nutzen eine Kombination aus verschiedenen Modellen. Welche Methode die beste ist, hängt von individuellen Präferenzen und den spezifischen Anforderungen eines Projekts ab.

Wie gehen Sie bei der Honorarkalkulation vor? Verraten Sie es mir im Kommentar!

Übrigens: Wenn Sie mehr über die Honorarkalkulation im Lektorat erfahren möchten, ist mein Online-Workshop „Lektorat als Business“ bestimmt interessant für Sie. Schauen Sie doch mal rein!
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