Bestimmt verwenden Sie diese Redewendung auch: jemandem auf den Zahn fühlen. Der Ausdruck ist ziemlich geläufig und die Bedeutung bekannt: Wir stellen jemandem teilweise unangenehme Fragen, um die Wahrheit über eine Sache herauszufinden.
Schmerzende Zähne
Im Mittelalter und noch bis ins 18. Jahrhundert hinein waren schmerzende Zähne gefürchtet. Denn Zahnärzte gab es noch nicht. Hatte man Glück, gab es einen Bader, der sich um das Gebiss kümmerte. Falls nicht, was oft genug vorkam, ging man einfach zum Barbier oder zum Schmied. Allein diese Tatsache veranschaulicht schon, wie unangenehm so ein Besuch gewesen sein muss. Oder würden Sie sich gern vom Dorfschmied im Mund herumfuhrwerken lassen? Obwohl die Angst vorm Zahnarzt auch heute noch weitverbreitet ist, finde ich diese Vorstellung um einiges gruseliger.
Auf wen auch immer die Wahl fiel: Bader, Barbier oder Schmied steckten den Patient*innen den Finger in den Mund und befühlten die Zähne. So fanden sie heraus, welche Probleme bereiteten. Sie mussten der Kundschaft also unangenehm auf den Zahn fühlen, um die Wahrheit über den schmerzenden Zahn herauszufinden. So entstand die Redewendung. Was dann kam, war meist noch unangenehmer: In aller Regel wurde der Zahn gezogen.
Andere Erklärung
Ein anderer Erklärungsansatz hat mit dem Markt zu tun. Und zwar dem Pferdemarkt. Pferden sagt man nach, dass sich ihr wahres Alter und ihr Gesundheitszustand einwandfrei am Gebiss erkennen lassen. Auf dem Markt wurden die zu verkaufenden Pferde gern besser dargestellt, als sie waren. Dazu striegelte man ihr Fell, bis es glänzte. Ein paar Wochen vor dem möglichen Verkaufstermin auf dem Markt fütterte man sie außerdem mit besserem Futter. So sahen die Vierbeiner kurzfristig ganz gut aus. Gewiefte Interessent*innen warfen jedoch ein Blick auf die Zähne und erfuhren so die Wahrheit über den alten Klepper.
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