Die Redewendung „da beißt die Maus keinen Faden ab“ benutze ich selbst sehr häufig. Immer dann, wenn ich unterstreichen möchte, dass etwas eine unabänderliche Tatsache ist.
Die Herkunft des Ausdrucks ist allerdings ein wenig unklar. Gleich drei Erklärungsversuche konnte ich finden, die ich hier einmal vorstellen will.
Das sagt der Duden
In Duden Band 11 „Redewendungen“ findet sich folgende Erklärung: „Der fraglos einleuchtendste Deutungsversuch vermutet, es hat sich ursprünglich um die Versicherung eines Schneiders gegenüber dem Kunden gehandelt, dass dessen Stoff bei ihm in sicheren Händen sei.“ Etwas mager, wird hier nicht erklärt, was die Mäuse beim Schneider zu suchen haben. Ich habe recherchiert: Mäuse nisteten sich gern in Schneiderwerkstätten ein, weil sie im oder mit dem Stoff gut ihre Nester bauen konnten. Wenn der Schneider also versicherte, dass bei ihm die Maus keinen Faden abbeißt, dann war er sicher: Bei ihm gibt es keine Mäuse. Der Stoffballen oder das Kleidungsstück waren bei ihm in guten Händen und würden unbeschadet bleiben.
Der Aspekt der Unversehrtheit hat sich über die Jahre verloren. Erhalten geblieben ist in der Redewendung jedoch die Sicherheit.
Christlicher Hintergrund
Ein ganz anderer Erklärungsversuch sieht die Ursprünge des Ausdrucks im christlichen Glauben. Die heilige Gertrud von Nivelles ist die Schutzpatronin unter anderem der Gärtner und Spinnerinnen. Traditionell wird sie mit einem Spinnrocken und Mäusen dargestellt. Ihr Gedenktag ist der 17. März. An diesem Tag hören laut Bauernkalender die mit dem Winter verbundenen Handarbeiten auf und die Gartenarbeiten beginnen.
Die Legende besagt, dass Gertrud einmal emsig am Spinnrad saß. Da kam eine freche Maus daher und biss ihr immer wieder den Faden ab. Daraufhin beschloss die kluge Gertrud, das Spinnen vorerst sein zu lassen und stattdessen mit der Gartenarbeit zu beginnen.
Ich muss gestehen, ich finde diese Erklärung mindestens ebenso einleuchtend, wie die vom Duden favorisierte.
Vorratsfäden
Die dritte Erklärung hat etwas mit Vorratshaltung zu tun. Früher war es sehr viel üblicher als heute, große Mengen an Lebensmitteln im Haus zu lagern. Dafür gab es trockene und kühle Vorratskammern. Besonders Würste, Speck und Schinken konnte man platzsparend an einer Schnur – einem Faden – von der Decke herunterhängen lassen. Der zusätzliche Vorteil: Hier waren die Fleischvorräte vor Ratten und Mäusen in Sicherheit. Hing der Speck von der Decke, biss die Maus keinen Faden ab.
Zugegeben: Dann ging die Maus halt an den Käse oder die Kornvorräte. Deshalb bin ich nicht ganz sicher, wie zuverlässig diese Erklärung ist. Im Falle des Zweifels haben wir aber ja noch zwei andere Deutungen im Angebot, warum die Maus keinen Faden abbeißt.
Über welche Redewendung wüssten Sie gern mehr? Verraten Sie es mir im Kommentar!