Die Flinte ins Korn werfen – das ruft bei mir sofort Bilder im Kopf hervor. Ich sehe gelbe Weizenfelder und Menschen, die mit viel Schwung Gewehre gen Horizont schleudern. Hm. Aber was hat das mit Aufgeben zu tun? Denn das bedeutet die Redewendung ja: Wer die Flinte ins Korn wirft, gibt auf.
Kriegerischer Hintergrund
Die in der Redewendung vorkommende Waffe lässt es schon vermuten: Der Ausdruck hat einen kriegerischen Hintergrund. Erste Belege für „die Flinte ins Korn werfen“ gibt es schon im 15. Jahrhundert. Zu dieser Zeit war Europa gebeutelt von Kriegen. Wo man hinsah, gab es Auseinandersetzungen. Die Hussitenkriege hielten Mitteleuropa und besonders Böhmen und Mähren in Atem, im Norden Deutschlands lehnten sich die Dithmarscher gegen die Holsteiner auf, der erste venezianische Türkenkrieg begann und sollte viele weitere nach sich ziehen, in der Schweiz kämpften die Eidgenossen gegen wechselnde Gegner, in Großbritannien herrschten die Rosen- und in Frankreich die Burgunderkriege. Damit ist die Liste weder vollständig, noch folgte eine friedlichere Epoche. Man denke nur an den Dreißigjährigen Krieg, der im 16. Jahrhundert durch ganz Europa fegte.
Kein Wunder also, dass Redewendungen aus dieser Zeit sich militärischer Ausdrücke bedienen!
Söldner ohne Uniform
Der Krieg war grausam, für manche aber auch ein lukratives Geschäft. Denn nicht immer war es leicht, in der damaligen Gesellschaftsordnung sein Auskommen zu finden. Der oft karge ländliche Besitz ging an den ältesten Sohn über, das Ausüben eines Handwerks war über die Ständeordnung reglementiert und der Klerus nicht jedem zugänglich. So blieb oft nur die Tagelöhnerei oder eben die Möglichkeit, als Söldner beim Militär anzuheuern.
Wie oben gesehen gab es reichlich Kriege und der Bedarf an Soldaten war groß. Uniformen gab es jedoch nur selten. Ein Soldat wurde vor allem an seiner Waffe erkannt.
Fragliche Loyalität
Da die Söldner das kriegerische Geschäft vor allem wegen des Geldes aufnahmen, war es mit der Loyalität selten weit her. War die Lage aussichtslos, ergriffen sie deshalb regelmäßig die Flucht oder sie tarnten sich als Bauern. Um unerkannt zu bleiben, entledigten sie sich dabei ihrem soldatischen Erkennungszeichen – der Waffe. Damit die auch wirklich nicht vom Gegner gefunden werden konnte, falls sie bei der Flucht gestellt wurden, warfen sie sie ins dichte Korn. So typisch war dieses Verhalten, dass es in der Redewendung „die Flinte ins Korn werfen“ Eingang in die deutsche Sprache fand.
Welche Redewendungen mit militärischem Hintergrund kennen Sie? Verraten Sie es mir im Kommentar!