Mussten Sie schon mal jemandem einen Korb geben? Die Redewendung bedeutet, dass man einem Menschen eine abschlägige Antwort erteilt. Das kann in amouröser Hinsicht sein, weil man die Gefühle nicht erwidert. Es kann sich aber auch um eine Bitte handeln, die man nicht erfüllt. In beiden Fällen gibt man dieser Person einen Korb. Aber warum? Was hat das henkelige Weidengeflecht mit Abfuhren zu tun?
Korb geben im Mittelalter
Wie bei so vielen Redewendungen im Deutschen geht auch diese auf das Mittelalter zurück. Anscheinend gab es da Bräuche, die uns heute absonderlich erscheinen, die sich in der Sprache aber erhalten haben. Das trifft auf jeden Fall auf die Redewendung „jemandem einen Korb geben“ zu.
Damals war es wohl so, dass sich der Verehrer unter dem Fenster der Angebeteten herumtrieb und darauf hoffte, sie dort zu sehen. Man kann sich das ganz gut vorstellen, der Minnegesang stammt ja auch aus dieser Zeit und spätestens seit „Romeo und Julia“ wissen wir, wie wichtig Balkone für die Liebe sind.
Nun hatte Romeo die Chance, irgendwie an Rankgewächsen herumzukraxeln. Das war nicht jedem Mann auf Freiersfüßen gegeben. Sollte es zum romantischen Stelldichein kommen, mussten praktische Lösungen her. Und die waren ein Korb. War die Dame also bereit für ein Rendez-vous, ließ sie einen stabilen Weidenkorb herunter und zog den Liebhaber darin zu sich herauf.
Wollte sie dem Verehrer jedoch eine Lektion erteilen und nicht auf sein Werben eingehen, schickte sie einen instabilen Korb herab. Der Mann brach auf halber Strecke durch das Weidengeflecht und fiel schmerzhaft auf den Boden. Die Botschaft dürfte jeder verstanden haben: Die Frau hatte ihm einen Korb gegeben.
Wahrheitsgehalt
Diese Erklärung findet sich sogar im Duden Band 11 zu den Redewendungen. Der Wahrheitsgehalt dürfte damit belegt sein. Ich bin jedoch ehrlich: Wer hat denn genügend Kraft, um einen Mann im Korb in ein oberes Stockwerk zu ziehen? Dazu bräuchte man dann schon einen Flaschenzug. Hier wiederum kann ich mir nicht vorstellen, dass ein Flaschenzug zur Standardausrüstung des mittelalterlichen Boudoirs gehörte. Aber wer weiß, es waren dunkle Zeiten, über die wir vieles nicht wissen. 😉
Über welche Redewendung wüssten Sie gern mehr? Verraten Sie es mir im Kommentar!
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