Redewendung kurz erklärt: Jemandem etwas auf die Nase binden

Haben Sie schon mal versucht, jemandem etwas auf die Nase zu binden? Ganz praktisch, meine ich. Ich stelle mir das geradezu unmöglich vor. Woran sollte man etwas befestigen? Selbst Brillen halten meistens nur auf der Nase, weil die Bügel hinter den Ohren verankert sind. Von den altertümlichen Kneifern einmal abgesehen. Warum also heißt die Redewendung „jemandem etwas auf die Nase binden“, wenn das doch eigentlich gar nicht möglich ist?

Zwischen Indiskretion und Prahlerei

Natürlich ist damit etwas anderes gemeint, wie fast immer, wenn es um Redewendungen geht. Hier: Man teilt jemandem ungefragt etwas mit – ein Geheimnis oder eine Information, die man besser für sich behalten hätte. Jemand ist also indiskret. Oft ist dieses unangemessene Mitteilungsbedürfnis noch mit etwas Überheblichkeit gepaart. Wer jemandem etwas auf die Nase binden möchte, will nicht einfach informieren, sondern sichergehen, dass diese Information auch wirklich ankommt und man selbst als Quelle des Wissens wahrgenommen wird. Man könnte mit einer anderen Redewendung sagen, dass man jemanden mit der Nase auf etwas stoßen möchte.

Die Nase ist zentral

Die Nase kommt übrigens in vielen Redewendungen vor und hat nicht nur im Deutschen eine zentrale Rolle. Kein Wunder: Sie ist mitten im Gesicht des Menschen kaum zu übersehen. Damit symbolisiert sie das Sichtbare und Offenkundige. Wenn wir jemandem etwas auf die Nase binden, dann ist die Information für diese Person unübersehbar. Mehr noch: Sie wird regelrecht aufgedrängt. Wir können diese Information schlecht ignorieren, denn wir haben sie stets vor Augen und auf der Nase.

Klatsch und Tratsch

Nicht nur ist die Information offenkundig. Oft handelt es sich dabei auch um Klatsch und Tratsch. Deutlich wird das in der Verneinung: Das hätte man ihm wirklich nicht auf die Nase binden müssen.“ Ein Geheimnis wurde ausgeplaudert, Tratsch weitergetragen und Klatsch verbreitet. Die Redewendung kommt also zum Einsatz, wenn es um unangemessene Mitteilungen geht. Eng verwandt mit dieser Redewendung ist eine andere, die ebenfalls die Nase ins Zentrum setzt: „jemandem etwas unter die Nase reiben“. Hier wird statt auf den Sehsinn auf den Geruchssinn angespielt. Nicht zu ignorieren ist die Information in beiden Fällen.

Über welche Redewendung wüssten Sie gern mehr? Verraten Sie es mir im Kommentar!

Übrigens, wenn Sie mehr über Redewendungen wissen möchten, dann stöbern Sie doch mal in meiner Reihe zu Redewendungen.
Teilen Sie diesen Beitrag

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert