„Deine Weihnachtsplätzchen schmecken ja super! Du kannst wirklich toll backen.“
„Ach, das war ganz leicht. Das Rezept ist wirklich nicht schwer.“
Kennen Sie solche Dialoge? Ganz bestimmt. Die gelobte Person weist das Lob zurück und schmälert die eigene Leistung. Sie stellt ihr Licht unter den Scheffel.
Viele von uns tun das, denn Bescheidenheit gilt als Tugend. Da ist sicherlich etwas dran. Das andere Extrem – die Angeberei nämlich – wirkt ja auch selten sympathisch. Ich finde allerdings, dass wir es mit der Bescheidenheit manchmal übertreiben. Ab und zu dürfen wir zu unserer Leistung stehen und uns für ein Lob schlicht bedanken.
Aufforderung von ganz oben
Mit dieser Meinung stehe ich nicht allein. Im Gegenteil: Es gibt einen Appell von sehr prominenter Stelle, es mit der Bescheidenheit nicht zu übertreiben. In der Bergpredigt fordert Jesus die Menschen auf, eben nicht ihr Licht unter den Scheffel zu stellen. In der Bibel steht: „Man zünde auch nicht eine Lampe an und setze sie unter den Scheffel, sondern auf das Lampengestell, und sie leuchtet allen, die im Hause sind“ (Matthäus 5:14). Mit diesem Vers verbreitete sich die Redewendung schnell und ging in den allgemeinen Wortschatz über.
Aus dem Leben gegriffen
Was aber ist überhaupt ein Scheffel? Nun, mit einem Scheffel ist einerseits ein Behälter gemeint, andererseits aber auch eine Maßeinheit. Mit dem Behälter konnte man Schüttgut wie Getreide oder Kohle abmessen und transportieren. Einer dieser Behälter entsprach einem Scheffel. Diese Behälter gab es in verschiedenen Größen, je nachdem, für welche Ware er gedacht war.
Der Scheffel wurde schon in biblischer Zeit und bis ins 19. Jahrhundert hinein verwendet. Jesus wählte mit seinem Ausdruck „sein Licht unter den Scheffel stellen“ also ein sehr anschauliches Bild, da der Scheffel allseits bekannt war.
Mut haben, zu leuchten
Diese Redewendung finde ich sehr schön, weil sie uns auffordert, mutig zu sein. Wenn wir unser Licht unter den Scheffel stellen, wird es vom Behälter verdeckt. Unser Licht wird nicht wahrgenommen und wir erhellen auch nichts damit. Lassen wir es jedoch strahlen, kommen alle in den Genuss von Helligkeit. Mit anderen Worten: Wir leuchten nicht für uns allein, sondern können auch für andere ein Licht sein. So gesehen ist Bescheidenheit gar nicht mehr so positiv, oder?
Über welche Redewendung würden Sie gern mehr erfahren? Verraten Sie es mir im Kommentar!