Die „Einladung zum Schreiben“ knüpft nahtlos an Doris Dörries vorheriges Buch „Leben. Schreiben. Atmen“ an. Wie der Titel verrät, geht es erneut um das Schreiben. Die Autorin glaubt an die Kraft der Erinnerung und möchte Mut machen, die eigene Geschichte zu erzählen. Das galt schon für das Vorgängerbuch. Diesmal jedoch legt sie den Fokus noch deutlicher auf das Tun: Das Schreiben soll eine tägliche Übung sein. „Einladung zum Schreiben“ ist deshalb nicht nur ein Angebot, sondern auch ein Schreibjournal, mit dem die Leser*innen direkt loslegen können.
Schreiben als Weg
Für Doris Dörrie ist Schreiben mehr als ein Hobby und auch mehr als ein Beruf. Schreiben ist für sie eine Haltung zum Leben. Über das Schreiben findet sie Zugang zu sich selbst und ihrem Inneren. Genau darin besteht auch die Einladung: Den Leser*innen macht sie konkrete Angebote mit Schreibanlässen und bietet gleichzeitig Platz, die Gedanken sofort aufzuschreiben. Es gibt eigentlich keinen Grund mehr, das Schreiben weiter aufzuschieben. Nur den Stift muss man noch selbst mitbringen, für alles andere ist in diesem Buch gesorgt.
Ein Buch, das Türen öffnet
Jedes Kapitel beginnt mit einem Schlagwort – ein Begriff, ein Thema, ein Impuls. „Schnecken“, „Haut“, „Schokolade“, „Pech“: Mit diesen Wörtern öffnet Dörrie Türen. Wir können hindurchgehen, um unsere Assoziationen, Erfahrungen und Gedanken aufzuschreiben. Dörrie stellt jedem dieser Reizwörter einen kurzen Abschnitt von wenigen Sätzen voran, indem sie die Schreibaufgabe skizziert. Immer geht es um freie Assoziationen. Wir sind nicht aufgefordert, Geschichten zu entwickeln, sondern Erinnerungen zuzulassen und Ideen zu sammeln. So macht sie Mut, zum Stift zu greifen und das Schreiben zu wagen. Es geht nicht um richtig oder falsch, gut oder schlecht. Es geht nur ums Tun.
Damit erklärt die Autorin nicht langatmig, wie autobiografisches Schreiben funktioniert. Sie lebt es vor. Die Themen sind mal heiter (Gummibärchen), mal melancholisch (Tod) – immer sind sie inspirierend.
Schreiben als Lebensform
„Einladung zum Schreiben“ ist kein Buch, das man durchliest und dann wieder ins Regal stellt. Es ist überhaupt kein Buch, bei dem es viel zu lesen gibt. Vielmehr ist es ein Begleiter und ein Trainingspartner für die eigene Kreativität. Es bietet Raum für Gedanken, die sonst vielleicht ungesagt blieben. Dörrie vermittelt hier eine einfache, aber kraftvolle Botschaft: Wir alle haben etwas zu erzählen und es ist nie zu spät, damit anzufangen.
Übrigens: Wer Lust hat, gemeinsam ins Schreiben zu kommen, ist herzlich eingeladen zu meinem Workshop „Kreatives Schreiben: Neuer Wind im Sprachschatz“!