Ich liebe das Schreiben im Garten, und zwar sowohl für meinen Job als Texterin als auch das kreative Scheiben nur für mich selbst. So unterschiedlich beide Arten des Schreibens zu sein scheinen: Es gibt viel mehr Gemeinsamkeiten, als man denkt. Denn Schreiben ist ein Handwerk, das wir üben können. Und jedes Schreiben beruht auf Kreativität. Und auch die können wir einüben und fördern.
In meinen Schreibworkshops gebe ich deshalb immer gern den Rat, nach draußen zu gehen. 2021 habe ich sogar eine ganze Workshop-Reihe dazu veranstaltet. „Die Magie der Jahreszeiten“ hieß die Aktion. Zu jeder Jahreszeit und bei jedem Wetter haben wir uns zum Schreiben im Garten getroffen. Schön war das! Ich selbst mache das auch unabhängig von den Schreibworkshops. Wann immer ich nicht sofort Ideen finde, ins Stocken gerate oder Abwechslung suche, gehe ich nach draußen. Schreiben im Garten ist mein Schlüssel zur Kreativität.
4 Gründe sprechen vor allem für das Schreiben im Garten:
- Sie setzen sich in Bewegung.
- Sie wechseln die Perspektive.
- Sie sammeln Eindrücke.
- Sie werden nicht abgelenkt.
Bewegen Sie sich!
Sie haben Stillstand im Kopf? Dann bewegen Sie sich! Das meine ich wortwörtlich. Menschen sind für das Gehen gemacht. Bei körperlicher Bewegung kommen auch die Gedanken in Fluss. Und was liegt da näher, als beim nächsten Kurzspaziergang zum Schreiben im Garten vorbeizuschauen? Vielleicht drehen Sie eine kleine Runde an Ihren Beeten vorbei und lassen dabei die Gedanken von allein schweifen. Langsam nähern Sie sich dann Ihrem eigentlichen Thema, tun das aber ganz unverkrampft. Wenn ich mich nach so einem Ründchen an den Rabatten vorbei dann hinsetze, fällt es mir oft schon leichter zu schreiben.
Perspektive wechseln beim Schreiben im Garten!
Der Perspektivwechsel ist eines der mächtigsten Instrumente im Schreiben. Er ermöglicht uns neue Blickwinkel auf ein Thema oder einen Sachverhalt. Mit dem Perspektivwechsel gehen manchmal auch neue Ausdrücke, Stilmittel und Sprechweisen einher. Es macht Spaß, damit zu experimentieren! Faszinierend finde ich, dass ein Ortswechsel meistens auch einen geistigen Perspektivwechsel nach sich zieht. So kann ich zum Beispiel stundenlang am Schreibtisch sitzen und auf einem Absatz herumkauen. Dann bin ich zum Schreiben im Garten und plötzlich fließt es mir nur so in die Feder. Ich kann mir das Phänomen nicht erklären. Aber den Effekt habe ich in einem anderen Blog-Beitrag zum Lektorieren ebenfalls schon beschrieben.
Eindrücke sammeln!
Das Scheiben im Garten bietet die wundervolle Chance, viele verschiedene Eindrücke zu sammeln. Der Blick auf Radieschen und Löwenzahn haben augenscheinlich wenig mit dem Text zu tun, den ich gerade schreiben möchte. Das stimmt aber nur auf den ersten Blick. Denn Texte leben von Anschaulichkeit. Wie genau riecht eine Rose? Wie sieht der Himmel aus? Wie schmeckt die sonnenwarme Himbeere vom Strauch? Wenn Sie das gut beschreiben können, hilft Ihnen das in jedem Text. Auch wenn da keine Himbeeren drin vorkommen.
Ohne Ablenkung Schreiben im Garten
Im Garten lassen Sie das Handy mal links liegen. Vielleicht nehmen Sie es gar nicht mit. Der Laptop begleitet Sie nur, wenn Sie das E-Mail-Programm schließen. Schreiben im Garten ist auch Me-Time – Zeit nur für Sie allein. Da können Sie keine Ablenkung gebrauchen. Die habe ich da aber trotzdem, denken Sie vielleicht. Kann sein. Ich gehöre definitiv zu denen, die nicht leicht am Gemüsebeet vorbeigehen können, ohne ein bisschen darin herumzuzupfen. Trotzdem kann ich mich dabei konzentrieren. Dann nämlich, wenn ich mir kein Werkzeug hole und nur so gedankenverloren ein bisschen am Giersch ziehe. Innerlich bin ich dabei fokussiert. Ich denke an den Text, ich verfolge eine Idee auf ihrem Weg durch meine Hirnwindungen, ich beobachte, wie sich eine Formulierung entwickelt. Und irgendwann lasse ich das Unkraut einfach fallen und schreibe. Das funktioniert! Probieren Sie es ruhig mal aus.
Ich danke Silke Bicker, die mich mit Ihrer NaturSichtBlogAktion #abindenGarten auf die Idee gebracht hat, über mein Schreiben im Garten zu sprechen.
Welche Bedeutung hat der Garten für Ihr Schreiben? Oder wohin gehen Sie zum Schreiben? Verraten Sie es mir im Kommentar!
Herzlichen Dank für einen Beitrag – ich habe ihn mit Genuss gelesen! Finde ja auch, wenn man sich bewegt, kommen die Gedanken in Wallung 🙂