Die Walpurgisnacht ist ein Brauch aus Nord- und Mitteleuropa. Bis heute haben sich Feste und unterschiedliche Sitten anlässlich dieses Feiertages erhalten. Es ranken sich aber auch sehr viele Mythen um die Walpurgisnacht. In Deutschland am berühmtesten ist wohl der Hexensabbat, der der Sage nach jedes Jahr im Frühling auf dem Brocken im Harz stattfindet.
Woher kommt der Name Walpurgisnacht?
Die Bezeichnung ist leicht erklärt: Namensgeberin ist die heilige Walburga, die am 1. Mai 870 heiliggesprochen wurde. Das Jahr ist nicht ganz sicher überliefert, wohl aber das Datum. Und so steht der 1. Mai als Festtag für die heilige Walburga fest.
Walburga war eine Äbtissin des Benediktinerordens. Ursprünglich aus England stammend kam sie später nach Deutschland und wurde wegen ihrer Heilkräfte berühmt. So konnte sie der Überlieferung nach Tollwut und andere Krankheiten heilen und mit nur drei Ähren Kinder vor dem Hungertod bewahren. Für diese Taten wurde sie heiliggesprochen und ist seitdem Schutzpatronin gegen böse Geister, Krankheiten und Seuchen und für Wöchnerinnen, Kranke und Bauern.
Woher kommt der Brauch?
Walburga ist zwar Namensgeberin für die Walpurgisnacht, keineswegs jedoch Erfinderin des Brauchtums an diesem Abend. Die Sitten und Feierlichkeiten sind nämlich viel älter und gehen schon auf die Kelten und Germanen zurück.
Die Kelten verehrten den Sonnengott Belenus. Mit der Rückkehr des Lichts im Frühling feierten sie seine Herrschaft und den Jahresanfang. Das Fest nannten die Kelten Beltane, wohl nach ihrem Gott. Die Etymologie ist nicht ganz klar, es wird jedoch angenommen, dass Beltane etwa „leuchtendes Feuer“ bedeutet.
Gefeiert wurde Beltane traditionell nicht am 30. April oder 1. Mai, sondern nach dem Mondkalender. So fiel das Fest stets auf den fünften Vollmond nach der Wintersonnenwende. Das ist meistens im April oder Mai, aber eben nicht an einem festen Tag.
Woher kommt das Datum?
Warum ist das Datum dann aber heute festgelegt auf den 30. April und den 1. Mai? Die Antwort ist wohl in der christlichen Mission zu suchen. Denn viele christliche Feste wurden zu Beginn der Christianisierung in Europa auf heidnische Feste gelegt. Das war aus Gründen der Akzeptanz strategisch sinnvoll. So konnten die Menschen nämlich ihre Feiern beibehalten. Sie wurden jedoch von der Kirche und den Priestern umgedeutet. So höchstwahrscheinlich auch geschehen mit der Walpurgisnacht. Die wurde kurzerhand in die Nähe der heidnischen Feierlichkeiten und auf den 1. Mai gelegt, an dem Walburga heiliggesprochen wurde. Walburga als Schutzpatronin gegen böse Geister, Hunger und für die Bauern und ihre Felder passte gut. Statt des keltischen Sonnengottes wurde nun Walburga um gute Ernte gebeten.
Warum Hexen?
Die Sage vom Hexensabbat auf dem Brocken wurde in Deutschland vor allem durch Goethes „Faust“ richtig berühmt. Ausgedacht hat sich der verehrte Dichterfürst die Sage aber nicht. Vielmehr dürfte auch hier die Kirche ihre Finger im Spiel gehabt haben. Denn bei den Germanen wurden in der Walpurgisnacht böse Geister verjagt, die vor allem im Winter ihr Unwesen trieben. Dazu verkleideten sich die Menschen schauerlich, entzündeten Feuer und machten Lärm.
Mit der Christianisierung wurden aus diesen Feiernden vermutlich schnell böse Hexen. Die Vorstellung von Hexen als bösen Zauberinnen wurde von der Kirche forciert. Wie bekannt wurden während der Inquisition viele Heilerinnen als Hexen verfolgt und getötet. Das lag zum einen sicher an der Furcht vor Unbekanntem. Zum anderen sollte so den Menschen aber auch der Aberglaube ausgetrieben werden. Die Menschen sollten Zuflucht bei Gott und im christlichen Glauben finden. Die Verunglimpfung von allen anderen Überzeugungen als schädlich oder gar teuflisch war zu diesem Zwecke sehr nützlich.
Im Falle der Walpurgisnacht wurden manche heidnischen Bräuche als Hexenwerk verschrien. Gleichzeitig konnten die Menschen andere Sitten beibehalten und eben Walburga widmen. So existieren bis heute viele Vorstellungen von der Walpurgisnacht nebeneinander.
Was geschieht?
In manchen Gegenden werden in der Nacht Kirchenglocken geläutet, um böse Geister und Hexen zu vertreiben. Diesen Brauch heißt „Walpern“ und geht auf die heilige Walburga zurück.
Darüber hinaus ziehen junge Männer los und schlagen Maibäume – häufig Birken, oft aber auch Tannen. Diese Bäume werden als Symbol der Fruchtbarkeit mit Bändern geschmückt und auf dem Marktplatz aufgestellt. In manchen Gegenden stellen die Männer als Zeichen ihrer Liebe ihrer Angebeteten außerdem einen geschmückten Maibaum vors Fenster.
Früher wurden in der Walpurgisnacht oder an Beltane die Herdfeuer gelöscht und mit einer neu entfachten Flamme neu entzündet. So wurden der Neuanfang gefeiert und das zurückkehrende Licht begrüßt.
Feuer waren und sind ein großer Teil der Walpurgisnacht und der Maifeierlichkeiten. Als Fest des Lichts vertreibt das Feuer die Dunkelheit und den Winter. Es reinigt von allem Alten, Bösen und Kranken. Die Menschen tanzen um das Feuer und feiern das Leben und die Liebe. Es heißt, wer über das Feuer springt, hat Glück und Gesundheit.
Walpurgisnacht heute
Die Walpurgisnacht ist bis heute beliebt. Auf dem Brocken im Harz hat sich der Brauch zum Touristenmagneten entwickelt. Aber auch Maifeierlichkeiten aller Art, die in der Walpurgisnacht beginnen und als Tanz in den Mai bekannt sind, haben sich etabliert. In esoterischen Kreisen wird mitunter auch gern an keltische Bräuche angeknüpft.
Die Walpurgisnacht ist auf jeden Fall ein Fest, das mit vielen Assoziationen verknüpft ist. Weil ich es so spannend finde, biete ich deshalb den Workshop „Kreatives Schreiben im Frühling: Walpurgisnacht“ an. Auch dort gibt es ein Feuer, aber keine esoterischen Rituale. Vielmehr ist es eine Einladung, die Ideen sprudeln zu lassen und zu sehen, was in die Feder fließt.
Was verbinden Sie mit Walpurgisnacht? Verraten Sie es mir im Kommentar!