Lebendige Biografiearbeit mit Märchen

Es gibt viele gute Gründe fürs Schreiben. Biografiearbeit ist einer davon. Wie Märchen dabei helfen können, zeigen Teresa Kaya und Hans Kahlau anschaulich in ihrem Praxisbuch „Lebendige Biografiearbeit mit Märchen“.

Wer mich kennt, weiß, dass ich selbst mit Leidenschaft schreibe und in dieser Hinsicht auch durchaus missionarisch unterwegs bin. Ich verdiene mein Geld nicht nur als Lektorin und Texterin für Unternehmenskommunikation, sondern gebe auch Schreibworkshops. Immer wieder macht es mich glücklich zu sehen, was für wunderbare Ergebnisse die Teilnehmenden im Verlauf dieser Workshops produzieren. Und ich bin deshalb überzeugt: Wir sind alle kreativ und können schreiben. Vorausgesetzt natürlich, wir haben die Grundfertigkeit, Buchstaben schriftlich aneinanderzureihen, irgendwann einmal erlernt.

Biografiearbeit durch das Schreiben

Immer wieder suche ich nach Anregungen für meine eigenen Workshops, aber auch nach Ideen, was sich darüber hinaus mit dem Schreiben so alles anstellen lässt. Und so bin ich vor einer ganzen Weile schon auf das biografische Schreiben gestoßen.

Dabei handelt es sich um Biografiearbeit, die das Schreiben für sich nutzt. Schreibend setzen sich Menschen mit dem eigenen Leben und sie bewegenden Fragen auseinander. Meist geschieht das unter Anleitung, Geübte können das aber sicher auch selbst gestalten.

Märchen für die Biografiearbeit

Teresa Kaya und Hans Kahlau sind beide Trainer für Biografiearbeit und haben beschlossen, ihre geballte Praxiserfahrung in diesem Buch zu versammeln.

Sie konzentrieren sich auf Märchen und begründen das in der Einleitung auch einleuchtend: Märchen sind in Deutschland sehr bekannt und haben die meisten von uns schon von klein auf begleitet. Unsere Biografie ist also mit diesen Geschichten verknüpft. Zudem sind die Geschichten einerseits aus dem Leben gegriffen, weil es um Sinnsuche, Streben nach Glück und Abenteuer geht. Andererseits kommen aber auch viele märchenhafte Elemente hinzu, die unsere Fantasie beflügeln: Fabelfiguren, magische Fähigkeiten, sprechende Tiere und dergleichen mehr. Kurz: Märchen eignen sich wunderbar, um mit ihrer Hilfe Biografiearbeit zu betreiben.

Gleich loslegen!

Kaya und Kahlau haben ganz unterschiedliche Märchen ausgewählt und jedem je ein Kapitel gewidmet. Der Aufbau der Kapitel folgt stets einem übersichtlichen Muster. Nach einer kurzen Zusammenfassung des Märcheninhalts zur Auffrischung folgt stets eine knappe Interpretation, worum es in diesem Märchen geht, welche tieferen Themen abgehandelt werden. Das ist enorm hilfreich, um das Märchen unter ein Motto oder verschiedene Leitfragen zu stellen. Diese Leitfragen folgen dann im nächsten Abschnitt unter der Überschrift „Aspekte für die Biografiearbeit: Lebensthemen und Lebensfragen“. Beim Märchen „Aschenputtel“ zum Beispiel lauten die Themen Trauer und Hoffnung, Demütigung, Spott und Mobbing sowie Authentizität. Unter diesen Überschriften sind dann noch ein paar Beispielfragen versammelt, wie sich Teilnehmende an Workshops mit diesen Themen auseinandersetzen könnten. Zur Trauer könnten sich Schreibende etwa fragen, wie in ihrer Familie getrauert wurde, an welchen Orten Trauer gelebt wurde, aber auch, wo sie Hoffnung finden.

Nach dieser Einführung in ein biografisches Thema im Zusammenhang mit einem Märchen folgen viele praktische Beispiele für die Biografiearbeit im Workshop. Es werden Übungen vorgestellt und mit Bildern illustriert. Sogar Online-Material stellen Kaya und Kahlau zur Verfügung, damit alle gleich loslegen können.

Auf ins Abenteuer! Das Buch ist zwar eigentlich für Praxisanleitende gedacht, ich glaube aber, dass wir viele Übungen auch allein durchführen können. Wer Lust hat, sich auf ein Abenteuer einzulassen und schreibend das eigene Leben zu erkunden, ist mit diesem Buch richtig beraten. Es versammelt tolle Anregungen und wunderbare Schreibideen. Die Märchen sind nicht nur gut ausgewählt, sondern sehr einfühlsam für die Biografiearbeit fruchtbar gemacht. Von mir also eine eindeutige Leseempfehlung!

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